Dienstag, 9. Dezember 2008

Teilzeit-Neandertaler

Morgens wenn ich aufstehe muss es so aussehen, als würde ich sämtliche evolutionären Schritte nochmal durchleben. Nur dass ich dabei verwirrter bin. Ganz besonders verwirrt bin ich, wenn mich jemand aus dem Bett zitiert.

Aber mal von vorne. Ich hatte den Held gebeten, mich zu wecken. Ich hätte keine Lust mehr auf die morgendliche Abhetzerei nur weil ich der Meinung bin, ich könne mich nochmal umdrehen. Dieser Meinung bin ich dann ungefähr 2-3 Mal.

Da der Held eh um diese Uhrzeit aufstehen wollte erklärte er mir es sei kein Problem. Ich müsse mir überhaupt keine Sorgen machen, er würde mich schon angemessen wecken. Mit dem Gedanken an einen streßfreien Montag morgen vor der Arbeit schlief ich selig ein.

Über Nacht verwandelte sich der Held in einen unbarmherzigen Drill-Sergant. Sobald der Wecker einen Laut von sich gegeben hatte, war auch schon das Licht an.
"GUTEN MORGEN!"
zzzzzz
"AUFSTEHEN MEIN SCHATZ!"
Was war das?
"ES IST SECHS UHR!"
Was ist das für ein Krach?
"NUN KOMM SCHON!"
"Nur noch fünf Minuten... bitte!"
"NEIN; DU WOLLTEST PÜNKTLICH AUFSTEHEN, DU WIRST PÜNKTLICH AUFSTEHEN!"
einmummel
"LOS RAUS JETZT!"
"Kuscheln?"
"AUFSTEHEN!"

Ich muss erkennen das ich keine Chance habe und strecke den großen Zeh raus.
"Es ist kalt."
"Im Bad ist es warm."
"Aber bis dahin ist es kalt."
"Jetzt stell dich nicht so an, ich mach schonmal Kaffee."

Missmutig krieche ich unter meiner warmen kuscheligen Bettdecke hervor. Der Held wartet, seinen strengen Blick nicht von mir lassend, bis ich das Bett verlassen habe. Dann entschwindet er in Richtung Küche.

Doch etwas war geschehen in der Zwischenzeit. Als der erste Zeh den kalten Boden berühte und mein frierender Körper sich anfing in merkwürdig gekrümmzer Haltung Richtung Badezimmer zu schleppen, machte ich eine evolutionäre Rückentwicklung durch. Außerdem war mein Orientierungssinn getört. Der Weg ins Bad ist eigentlich simpel. Raus, 90° rechts, fertig. Doch ich ging links und rechts und plötzlich war ich in der Küche. Hier wollte ich noch gar nicht hin. Ich drehte mich um und suchte das Bad. Dann war ich wieder in der Küche. Der Held sah mich fragend an. Ich brachte ein "mmh, grml" zustande und fand das Bad. Der hier zu bewältigende Ablauf war zum Glück so automatisiert das selbst mein Montaghirn damit fertig wurde. Ich bin mir nicht mehr sicher ob ich das Ankleiden beim ersten Versuch geschafft hatte, doch ich bin mir fast sicher ohne Socke über dem Ohr oder ähnlichem in die Küche geschlichen zu sein.

"Möchtest du Kaffee mein Schatz?"
"mmmmmmmh"
"Ist doch schön wenn man nicht hetzen muss, was?"
"mmmmmmmh"
"Was möchtest du auf dein Brot?"
"mmmmmmmh"

Eine halbe Schnitte Nutellabrot und ne halbe Tasse Kaffee später:
"Ist alles in Ordnung Süße?"
"Ja."
"Oh, du kannst wieder reden!"
"Ja."
"Ich fahre dich dann gleich zur Arbeit."
"Gut."

Eine weitere halbe Stunde später schaffe ich auch schon mehrsilbige Wörter und konnte dem Helden zu verstehen geben das ich ihm auch ganz bestimmt nicht böse bin. Ich wollte es ja so. Nur mit der Art und Weise des Weckens müssen wir uns noch was einfallen lassen.

Vielleicht stelle ich meinen Wecker auch einfach eine halbe Stunde vor.... Diese Art von Selbstmanipulation betreibe ich schon seit Jahren. Allerdings ohne großen Erfolg. Vielleicht sollte ich mir doch mal ein paar ausgefallenere Wecker zulegen. Auf alle Fälle bin ich alsolut positiv überrascht, was diese unglaubliche Geduld des Helden angeht. Jeder andere hätte aufgegeben.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

*grins*

Irgendwie kenne ich das. Ich wache auch neben einem weiblichen Morgenmuffel auf, die alle Verzögerungstaktiken beherrscht.

Julia hat gesagt…

Vielleicht kann sie mir ja noch ein paar Tipps geben. Beim Helden hilft alles betteln und jammern nichts...

Anonym hat gesagt…

Habe ich gesagt, dass die Verzögerungstaktiken erfolgreich sind? ;)

Julia hat gesagt…

Es wird doch bestimmt etwas geben das zumindest einmal funktioniert hat. Solange also bis du den genialen Hintergedanken auf die schliche gekommen bist ^^